Egal ob Radtour, Frühstücksausflug, Familienfeier, Einkauf oder Tagung: Um den Hof Grothues-Potthoff zu besuchen, braucht man nicht lange nach Gründen zu suchen. Die Geschichte des Anwesens am Ortsrand von Senden reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Und noch heute ist der Hof in Familienbesitz – namentlich nachvollziehbar bereits in der 14. Generation. Auch ich war schon einige Male als Gast hier, deshalb freue mich umso mehr, nun hinter die Kulissen schauen zu dürfen. Elmar Grothues begrüßt mich. Er führt den Hof gemeinsam mit seinen Eltern, den Geschwistern und deren Partnern. Ein echtes Familienunternehmen, das Mitglied beim Münsterland-Siegel ist.
Der Hof wird seit dem 13. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt. Doch da, wo einmal die Schweine standen, ist seit 1998 das hofeigene Café. Der Mix aus rustikal und modern ist durch die liebevollen Dekorationen und einem tollen Auge fürs Detail überall auf dem Hof zu sehen. Zu jeder Jahreszeit sieht es hier etwas anders aus. Jetzt stehen Kürbisse, fein säuberlich gestapelt, vor dem Hofladen. „Zu Halloween hatten unsere Mitarbeiter ein paar verzierte Köpfe auf die Bodenleuchten gestellt. Das sah schön schaurig aus“, erzählt Elmar Grothues im Vorbeigehen.
Um das Hofcafé kümmern sich vor allem Schwester Pia Tekaat und Mutter Paula Grothues mit ihren Mitarbeitern. In der Küche herrscht bereits reger Betrieb. Die Mitarbeiter bereiten sowohl Platten mit Aufschnitt für das Frühstück vor als auch warme Gerichte. Koch Thomas Puhe schwängt eine Pfanne Bratkartoffeln mit Ei. Auf dem Herd köchelt eine Kürbissuppe und Azubi Kevin Rath verfeinert diese noch mit Kürbisöl.
„Bei uns im Café gibt es von Frühstück über Kaffee und Kuchen bis hin zu warmen Speisen ein großes Angebot und alles wird frisch zubereitet. Unsere Speisekarte im Café konzentriert sich auf die typisch münsterländische Küche“, sagt Elmar Grothues. Hier auf dem Hof als Koch zu arbeiten, ist schon etwas Besonderes, denn ein großer Teil des Obsts und Gemüses kommt quasi direkt vom Feld in die Küche. „Wir haben hier die Gastronomie, aber wir bauen auch Obst und Gemüse an und verarbeiten es zum Teil direkt in unseren Küchen weiter oder stellen eigene Produkte für den Laden her“, sagt Elmar Grothues. Die Köche können sich dabei kreativ ausleben und stellen nicht nur spezielle Wochenangebote, Soßen und Suppen für den Verzehr vor Ort, sondern auch für den Hofladen her.
Da kann ich mir die Frage nach regionalem Obst und Gemüse fast sparen. „Wir können uns tatsächlich in vielen Bereichen sehr gut selbst versorgen“, sagt Elmar Grothues und grinst. „Wir haben aber auch viele Partner in der Region und tauschen unsere Produkte gerne untereinander aus. Regionale Produkte und Lieferanten sind uns sehr wichtig.“ Und die regionale Küche mit frischen Zutaten komme bei den Gästen gut an. Das kann ich sehen. Das Café und die Terrasse sind bei dem schönen Wetter heute gut gefüllt. Anders habe ich es auch bei meinen vorherigen Besuchen nie kennengelernt.
Aber was wäre ein Café ohne Kuchen?! Die reich gefüllte Kuchentheke kann man nicht übersehen, und die Auswahl ist so groß, dass eine Entscheidung echt schwer ist. Vielleicht hilft es einigen Gästen ja, dass es jeden Monat eine „Torte des Monats“ gibt. „Unsere Mitarbeiter in der Konditorei haben tolle Ideen, und wir lassen ihnen bei der Entwicklung neuer Torten gerne freie Hand“, sagt Elmar Grothues. Doch nicht nur der Kuchen und die Plätzchen, sondern auch Brot und Brötchen werden in der hofeigenen Bäckerei selbst hergestellt.
Im Gebäude gegenüber, gleich neben dem Laden, steht die Konditorei und Bäckerei mit eigenem Verkaufsraum. Es duftet herrlich nach einer Mischung aus frisch gebackenen Plätzchen und irgendetwas Geröstetem. Dieser Duft kommt aus dem Ofen, denn gerade wird hier Sesam geröstet und Spritzgebäck abgebacken. Der Konditor Marcel Mörchen spritzt mit Hilfe einer Druckluftpistole den Teig für das Spritzgebäck auf die Bleche. Ich bin ganz schön überrascht, wie schnell das geht. Kein Vergleich zum mühseligen Kurbeln mit dem Fleischwolf, wie man es zuhause vom Spritzgebäck backen kennt. Lächelnd reicht er uns ein paar fertige Plätzchen. Lecker! Vor der angehenden Konditorin Leonie Scherer liegt ein großes Blech mit einer goldbraun gebackenen Masse und mit jedem Schnitt wird deutlicher: Das werden Nussecken.
Hungrige Gäste, die in den Abendstunden kommen, können im Restaurant des neuen Hofhotels essen. Eine kleine Brücke führt über eine Gräfte auf das große, zweiflügelige Gebäude zu. „Das war das größte Projekt unserer Hofgeschichte“, erklärt mir Elmar Grothues. Das Tagungs- und Wellnesshotel mit dem Restaurant und einer Bar führt sein Schwager Marcel Tekaat, der uns auch schon vor dem Hotel in Empfang nimmt. Das Hotel ist sehr modern gestaltet und passt dennoch erstaunlich gut zum traditionellen Erscheinungsbild des restlichen Hofes.
Das Hotelrestaurant ist mit 74 Sitzplätzen kleiner als das Café, und auch die Ausrichtung der Speisekarten unterscheidet sich deutlich. „Das Restaurant ist sowohl für die Hotelgäste als auch für alle Gäste unseres Hofes geöffnet. Deshalb bieten wir hier auch internationale Spezialitäten an“, erklärt uns der Hotelier. Der Blick in die Küche überrascht uns. Sie ist kleiner als erwartet. „Die Küche ist perfekt geplant und hoch modern, so können wir eine Menge Platz einsparen“, erklärt uns Marcel Tekaat. Das Restaurant ist noch nicht für den Abend geöffnet, aber es haben sich Tagungsgäste zum Essen angemeldet. Die Köche Nikolay Kim und Klaus Granitza bereiten hierfür ein Buffet vor und schälen Kartoffeln und schnippeln Gemüse.
Das geschmorte Gemüse lässt unsere Mägen langsam knurren. Gut, dass wir gleich noch gemeinsam essen, bevor wir uns die Plantagen, Produktion und den Hofladen ansehen. Einen Einblick in die Landwirtschaft und den Hofladen gibt es hier.
Noch mehr Eindrücke vom Hof
Was Regionalität und Nachhaltigkeit für den Hof Grothues-Potthoff bedeutet, findet ihr hier.
Fotos: Maren Kuiter
Text: Joana Holthaus
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