Kornbrennerei Gerbermann

Versteckt zwischen weiten Feldern, hinter einem Wäldchen abseits der Landstraße von Münster nach Everswinkel und höchst malerisch liegt die münsterländische Hofstelle der Familie Gerbermann. Hier im Örtchen Alverskirchen wird seit dem Jahr 1870 auf ursprüngliche Weise Korn gebrannt und zwar in mittlerweile fünfter Generation.

André Gerbermann (39) hat den Betrieb als „Jungspund“ mit 21 Jahren von seinem Vater übernommen und vor anderthalb Jahren ein anspruchsvolles Projekt begonnen. Neugestaltung lautete die Mammutaufgabe – immer mit Blick auf die Historie und unterstützt von seinen Eltern Josef und Martha Gerbermann, die sich immer gerne ins Hofleben einbringen.

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Das Prunkstück: die eigens in Süddeutschland angefertigte Geistanlage.

Während der Junior mich lächelnd vor der großen Eingangstür zur Brennerei begrüßt, bespricht Gattin Anne kurz das Mittagessen mit ihrem Schwiegervater. Der 82-Jährige hat sich nämlich aufs E-Bike geschwungen, um dem Metzger seines Vertrauens einen Besuch abzustatten. Kurz drauf entschwindet die Hausherrin fröhlich winkend ins Büro: Als gelernte Bankbetriebswirtin ist sie dort unentbehrlich, außerdem sind die beiden Söhne vormittags in der Schule.

Die Zeit einer jungen Mutter in einem Familienbetrieb ist knapp bemessen, umso mehr weiß ich es zu schätzen, dass sich Anne Gerbermann später noch eine Stunde zur Brennereiführung gesellen wird.

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Zwischen den Bullaugen befinden sich die Destillationsböden. Auf jedem findet die Trennung von Rohbrand und Alkohol statt, der Alkohol steigt also immer weiter nach oben.

Jetzt zücke ich aber erstmal Stift, Block und Kamera, um mich in dem neugestalteten Schmuckstück umzusehen, dessen Hausherr vielerlei Wissenswertes und Anekdoten rund um die Neuausrichtung parat hat.

Als Weihnachtsgeschenk 2016 flatterte dem Ehepaar einen Tag vor Heiligabend die Baugenehmigung auf den Hof und das Projekt des Umbaus zur Gläsernen Brennerei konnte beginnen. Heute, knapp anderthalb Jahre später, darf die Familie Gerbermann mit Recht stolz auf das Geleistete blicken, das Tradition und Moderne in Einklang gebracht hat: „Ein Tropfen Heimat“ heißt es denn auch treffend, wenn man sowohl auf die Produkte, als auch auf den Betrieb schaut.

„Meine Eltern haben die Brennerei vor 50 Jahren technisch modernisiert und weiterentwickelt. Das Gebäude wurde komplett entkernt und neu aufgebaut. Dabei wurde auch die Außenfassade der Brennerei erheblich verändert. Der zum damaligen Zeitpunkt moderne Glasbaustein passte jetzt aber einfach nicht mehr in das schöne Hofbild. Meine Frau und ich wollten das Gebäude so erneuern, dass es sich in das Hofbild einfügt. Vor allem sollte durch die Sanierung der alte Stil wieder zurück transportiert werden“, erklärt der staatlich geprüfte Agrarbetriebswirt, während er mich ins Gebäude begleitet.

Linker Hand des breiten Eingangsportals, das die Zahlen 1870 und 2017 ziert, tritt man in die Brennerei, welche von der Feinbrandanlage aus glänzendem Stahl und Kupfer dominiert wird. Vornehm hat sie sich in einen hinteren Teil des Raumes zurückgezogen, um vorne den hohen Brennsäulen und der Messuhr den Vortritt zu lassen – doch die eigens in Süddeutschland angefertigte Anlage ist das Herzstück der Brennerei. Hergestellt werden hochwertige Geiste und Korn, also echte Handwerksdestillate, mit Inhaltsstoffen, die in Form von Getreide direkt vor der Haustür wachsen oder ansonsten von ausgewählten Betrieben zugekauft werden.

Mais, Gerste, Weizen, Raps, und alte Getreidesorten wie Dinkel und Emmer werden auf den eigenen Feldern angebaut. Zudem besinnt sich die Familie auf die Wurzeln: Der Hof, damals noch ein rein landwirtschaftlicher Betrieb, wird im bischöflichen Archiv der Stadt Münster bereits im Jahr 1400 erwähnt. Auch heute noch werden Bullen gehalten und einige Schafe gezüchtet.

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„Ein Tropfen Heimat“. Foto: Brennerei Gerbermann

Brennerei und Landwirtschaft bilden eine untrennbare Einheit – ein Alleinstellungsmerkmal. Es kommt selten vor, dass die gesamte Produktion an einer Stätte vollzogen wird, doch hier darf man es wortwörtlich nehmen: vom Feld in die Flasche. Sogar das Abfallprodukt, die so genannte Schlempe, kann als fett- und eiweißreiche Nahrung an die Bullen verfüttert werden. André und Anne Gerbermann haben, immer mit Unterstützung der älteren Generation, etwas Besonderes geschaffen.

Eigentlich hatte sich das schon abgezeichnet, als der kleine André Ende der 80er Jahre durch Ställe und Brennerei streifte, immer bedacht, Wissen aufzuschnappen und selber aktiv zu werden. „Als Kind habe ich schon angefangen, mit meinem Vater Alkohol zu destillieren“, erinnert er sich lachend und sagt selbstbewusst: „Ich bin gerne hier groß geworden und hatte nicht das Verlangen, mein Leben zu revolutionieren.“

Während andere die Entscheidung über den beruflichen Werdegang langsam reifen ließen oder unentschlossen nach sinnvollen Aufgaben suchten, übernahm André Gerbermann in jungen Jahren Verantwortung – freiwillig. Ein paar Monate hatte er zuvor auf eigene Faust Brasilien bereist, um dann fokussiert ins Münsterland zurückzukehren.

Diese Einstellung spiegelt sich auch im Slogan „Ein Tropfen Heimat“ und wenn der der 39-Jährige sagt: „Ich gehe gerne aus, weiß aber immer, wo mein Zuhause ist“, klingt das nicht nach Plattitüde, sondern nach ehrlicher, lebhafter Überzeugung.

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Schön designte Infotafeln zieren alle Räume, in denen sich Besucher informieren können. Foto: Brennerei Gerbermann

Und seine Frau ist da ganz bei ihm. Anne Gerbermann hat die Buchführungsunterlagen zur Seite gelegt und begleitet uns in den oberen Bereich der Brennerei. Lustigerweise, so erzählt sie, habe sie als Jugendliche auf dem elterlichen Hof in Südkirchen immer beteuert, niemals in einen landwirtschaftlichen Betrieb einheiraten zu wollen. Tja, gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen. Ähnlich erlebte es auch ihre gute Freundin Petra Schulze Westerhoff. Und beide Frauen sind glücklich, diesen Weg gewählt zu haben. „Man muss solch einen Vollerwerbsbetrieb schon mit Leidenschaft führen“, sagt Anne Gerbermann, der Authentizität wichtig ist.

„Wir präsentieren uns und unsere Produkte so, wie wir sind. Jeder, der möchte, kann sich den Betrieb ansehen und uns Fragen stellen“, erklärt sie lächelnd. Stichwort Gläserne Brennerei eben.

Auch im oberen Stockwerk, in das sich die lange Brennsäule erstreckt, sind Besucher willkommen und dürfen im Saal die Spirituosen kosten. Bis zu 50 Personen finden bequem Platz in dem hellen, mit Eichenholzmöbeln ausgestatteten Raum, der vor dessen Fenstern sich die Felder erstrecken und der zudem Einblicke in die Abfüllung eröffnet. Zwei große Scheiben bieten die Möglichkeit, den Mitarbeitern beim Befüllen und Etikettieren der Flaschen zuzusehen.

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Ihre Wurzeln immer im Blick: Anne und André Gerbermann haben eine Tür im Abfüllungs-Bereich mit einem alten Familienfoto verzieren lassen.

Ich darf heute sogar eintreten – und bin beeindruckt. Hier geschieht nämlich jeder Arbeitsschritt noch in echter Handarbeit. Während eine Angestellte die Flaschen mittels zweier Vakuumfüller befüllt und anschließend zum Etikettieren auf ein Förderband stellt, nimmt ihr Kollege die fertig verschlossenen Flaschen in Empfang und verstaut sie in großen Holzkisten.

Alle Produkte sind im neu geschaffenen Verkaufsraum neben der Eingangshalle käuflich zu erwerben. Dort werden außerdem viele verschiedene Weine und fremde Spirituosen angeboten. Schon während des Umbaus schauten vor allem die Dorfbewohner in schöner Regelmäßigkeit vorbei, um sich vom Fortschritt auf der Baustelle zu überzeugen und praktischerweise gleich das ein´ oder andere Fläschchen zu erstehen.

Zwei Linien hat der Familienbetrieb in echter Handwerkskunst und dank der seit 1870 überlieferten Rezepturen geschaffen: „Feine Klassiker“, wie zum Beispiel Kornbrand, Wacholder oder Weizenkorn, und „Süße Tropfen“, zu denen zwölf fruchtige Liköre zählen.

In den kommenden Monaten wird es nochmals richtig spannend, wenn sich zwei weitere Produktlinien in das Sortiment einreihen. Diese Produkte sind in der neuen Brennblase erzeugt worden und stellen den eigenen, regionalen Rohstoff stark in den Vordergrund.

Dass die neu gestalteten Flaschen echte Hingucker sind, macht sich vor allem im Besuchersaal bemerkbar: Farblich passend arrangiert schmücken jeweils drei Flaschen die Wände, während Spots in den Querbalken die Flüssigkeiten erstrahlen lassen.

Auf die unausweichliche Frage, welche der bisher 19 Sorten er denn selber am liebsten möge, antwortet André Gerbermann ohne zu zögern: „Am liebsten die klaren Spirituosen wie Kräuterwacholder und Korn. Ab und zu darf´s auch mal ein Likör mit Freunden sein.“ Seine Ehefrau favorisiert zurzeit die frühlingshafte Blaubeere und nennt den Lakritz-Likör als all-time-Favourite. Man merkt, dass das Ehepaar Freude am Kreieren der Rezepte hat und André Gerbermann sein Wissen, das er auch vom Vater als Brennermeister aufnehmen durfte, gerne weitergibt.

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Das junge Paar möchte nach Fertigstellung des Umbaus mit weiteren Überraschungen aufwarten, so werden nicht nur die Linien Nummer drei und vier vorgestellt, sondern auch ein Online-Shop ist in Planung.

Besonders spannend: Der feine Geruch von Whiskey wird demnächst durch die Brennerei schweben. Für die Lagerung des Brandes in Eichenholzfässern ist bereits ein Platz unter dem Dach vorgesehen. Keine Frage, ich sollte den Gerbermanns unbedingt noch einen weiteren Besuch abstatten – am besten mit dem Fahrrad, schließlich liegt die Brennerei direkt an der wunderschönen 100-Schlösser-Route. Wenn das mal nicht eine perfekte Station zum Rasten ist!

Weitere Eindrücke:

Kornbrennerei Gerbermann
Püning 11
48351 Everswinkel (Alverskirchen)

Telefon: +49 (0)25 82 – 288
Fax: +49 (0)25 82 – 9386

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Text und Fotos (soweit nicht anders angegeben) : Miriam Lethmate

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. YM.Busink sagt:

    ik heb een woensdag een ongeluk gehad in de Stijler.str.130 voor de deur van Gebermann dit adres heb ik van de ambulange gehad.Maar mijn fiets is op dat adres achtergelaten,ik ben 75jaar en ik weet hoe ik mijn fiets tuis moet krijgen,zou u mij willen helpen,ik woon in Blerick gemeente Venlo Goudenregenstraat 41 5925AP ym.busink@online.nl telefoon 0628848296.

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