Artcuisine Kochschule

Menschen glücklich zu machen, indem man sie in ihren eigenen vier Wänden exquisit bekocht, ist eine ungewöhnliche Kunst. Ist man darin jedoch so gut, dass der Kreis der Genießer rasant wächst, muss sich die Kreativität neue Wege bahnen. Die vielen zu bekochenden Menschen wurden also aus ihren heimischen Esszimmern und Küchen in eine ganz besondere geholt: in die Artcuisine.
Artcuisine

Zehn Jahre ist es nun her, dass Janny Hebel sich mit ihrem Start-up selbstständig gemacht hat. Als die Küchen ihrer Kunden zu klein wurden, erfand sie ihren Betrieb kurzerhand neu und eröffnete zusätzlich eine mittlerweile florierende Kochschule der besonderen Art. In der Artcuisine erlernt man nämlich nicht nur die Kunst des Kochens, sondern auch der Keramikmalerei.

In offenen Workshops mit lockerer Atmosphäre gibt die gebürtige Saarländerin Tipps, leitet an – und hält sich gerne auch mal im Hintergrund. „Kochen ist Entspannung auf kreative Weise, das möchten wir hier rüberbringen“, sagt Janny Hebel. Daher verfolgt die Artcuisine ein offenes Konzept: Keramik und Kochen, geeignet für jedes Alter und fast jeden Anlass.


„Wir bieten zum Beispiel Kindergeburtstage an. Dabei entstehen die niedlichsten Kunstwerke, die anschließend hier gebrannt werden. Und manchmal sagen die Eltern hinterher: ,Ach, so ein Kochabend für uns wäre doch auch mal schön!’“, erzählt Mitarbeiterin Doreen Brand. Natürlich können die Kunst der Malerei und des Kochens auch verbunden werden, bestens geeignet beispielsweise für entspannte Junggesellenabschiede oder Familienfeiern der besonderen Art.

Im großen, lichtdurchfluteten Koch-Atelier nahe der münsterschen Promenade finden sich in jedem Winkel kleine Schätze. Ich verliebe mich sofort in einen alten Apothekerschrank und die bunt geblümten Mehl- und Zuckerdosen. Janny Hebel und ihre niederländische Kollegin Natasja van’t Hoff, Leiterin der Keramikwerkstatt, entdecken immer mal wieder besondere Stücke auf Trödelmärkten in der Grenzregion. Ja, die Holländer haben einfach ein Händchen für tolle Vintage-Deko.

Pastelltöne und alte Holzmöbel lassen zudem ein heimeliges Gefühl aufkommen. Die kunterbunt zusammengewürfelten Sitzgelegenheiten, zahlreiche Küchenutensilien und ausgestellte Kunstwerke verleihen dem Atelier eine fröhliche Gemütlichkeit.

„Wir wollen gerne Genusserlebnisse für alle Sinne bieten“, erklärt Janny Hebel die Idee hinter ihrer „Kunst-Küche“ mit dem breit gefächerten Angebot. Ob Kurse zum Thema Steak, Asien, Bier, Backen oder auch Erotik – das siebenköpfige Team mit einigen Autodidakten möchte stets kreativ bleiben und neue Wege suchen.

So kam es auch zur Mitgliedschaft beim Münsterland-Siegel, welches beste Produkte aus unserer Region auszeichnet. Ausgefallene Angebote wie eine Kräuterwanderung, ein Marktbummel samt westfälischem Kochkurs oder die Zubereitung heimischer Pilze locken dabei auch junge Hobby-Köche.

Rund 7000 Kochbegeisterte aus einem Einzugsgebiet von 350 Kilometern finden jährlich ihren Weg in die Artcuisine. Die große Nachfrage führte 2016 zu einem weiteren Standort, ein exklusives Koch-Loft nahe der Lamberti-Kirche. Schließlich hat es sich herumgesprochen, dass Kochen spannend und geistreich sein kann und sollte.
Sorry, Heimchen am Herd, dir und deinen sieben Standard-Rezepten wird‘s hier nicht gefallen. In der Artcuisine sind es tatsächlich vor allem junge Leute, die neue, überraschende Facetten der heimischen Küche entdecken möchten.

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Janny Hebel vor ihrem Kochstudio an der Von-Vinke-Straße.

„Den regionalen Produkten, die wir je nach Saison auswählen, kann man sehr viele neue Aspekte abgewinnen, was das Kochen total spannend macht“, erzählt Janny Hebel, die selber ihr Herz an den Münsterländer Grünkohl verloren und diesem gar ein Kochbuch gewidmet hat. Denn ohne spezifisches Fachwissen lassen sich Hobby-Köche ungern überzeugen: „Die Teilnehmer sind immer aufgeklärter, fragen nach Bezugsquellen oder gezielt nach Produkten, die gerade Saison haben“, sagt Doreen Brand.

Erdbeeren im Winter? Nö, das hat Janny Hebel nicht nötig, sie kreiert lieber ausgefallene Rezepte mit zur Erntezeit passenden Lebensmitteln. Daher können Kurse für den Sommer frühestens im April geplant werden. Als etwa vor zwei Jahren die Blaubeer- und Johannisbeerernte erfroren sei, musste die Kursleiterin schnell ein anderes Thema auf den Tisch zaubern. Frische Smoothies mit dem Blattgrün von Kohlrabi oder Radieschen sind so ein Beispiel: eine Mischung aus hip, gesund und nachhaltig – was will der Millenial mehr?

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Das beliebteste Angebot ist allerdings seit zehn Jahren mit weitem Abstand der Sushi-Kurs. Na gut, das ist ja auch echt eine Kunst für sich, die sogar Autodidakten an ihre Grenzen führen kann. Dauerbrenner sind zudem klassische Themengebiete wie Burger/Grillen und Fleisch generell. Doch auch hier macht sich laut Janny Hebel ein Umdenken bemerkbar:

„Gutes Fleisch darf dann ruhig mal ein bisschen mehr kosten. Das Interesse ist groß und die Leute möchten wissen, wie man aus dem besten Fleisch auch den besten Geschmack raus holt.“

Dass Qualität nicht nur in der privaten Küche, sondern längst auch im betrieblichen Umfeld eine entscheidende Rolle spielt, ließ das Team um Janny Hebel übrigens wieder kreativ werden.

Im Frühling eröffnete die Artcuisine ihre erste Kantine, das „Esszimmer“ am Whyit-Campus an der Wienburgstraße. Der Clou: Hier kann jeder speisen, denn das Esszimmer ist keine klassische Kantine, sondern ein Ort des Austauschs für alle, die gerne auf 08/15-Mittagspausen verzichten. Asiatische Gerichte, Couscous oder Semmelknödel mit Pilzen, selbstverständlich alles frisch zubereitet – in den Wochenplänen findet sich eine Auswahl für jeden Geschmack.

Klar, es dürfen auch mal Pommes sein. Nebenbei beschert mir Janny Hebel hier einen kleinen Aha-Moment, denn ich erfahre, dass selbstgemachte Pommes zwei Mal vorfrittiert und danach tiefgekühlt werden sollten. Erst beim dritten Frittieren würden die Pommes dann richtig kross. Gilt übrigens auch für Bratkartoffeln: bitte nur kalt anbraten.

Ok, dieses Esszimmer will ich mir selber ansehen. Die schöne Strecke Richtung Wienburgpark fährt man mit dem Fahrrad gemütliche zwanzig Minuten und muss dann linker Hand der großen Rinderweide nach einem bunten Büroturm Ausschau halten – das Esszimmer liegt etwas versteckt. Doch das Suchen lohnt sich, denn das Restaurant im clean Chic mit bodentiefen Fenstern, überdimensionierten Leuchtern und freiliegenden Rohren an der Decke lässt sofort neugierig werden.

Artcuisine-Dozent Elias Eckel stellt gerade einen cremigen Bananensalat in die Auslage, während seine Kollegin Jasmin Schemann einem Kunden bei der Entscheidung zwischen asiatischem Nudelsalat mit Sate-Spießen und einem Burger-Brötchen behilflich ist. Meine Highlights auf dem ausliegenden Wochenplan sind auf jeden Fall die Wraps mit Preiselbeer-Frischkäse und das Erbsen-Minz-Püree mit gegrillten Tomaten. Jetzt mal ehrlich, welche normale Kantine traut sich, solch außergewöhnliche Gerichte aufs Menü zu schreiben? Offensichtlich ist es Janny Hebel hier wieder gelungen, ihrem Zeitgeist-Gespür viel Raum zu geben und ich bin gespannt, welche Idee sie als nächstes verwirklicht.

Was Regionalität in ihrem Betrieb für Janny Hebel bedeutet, lest ihr hier.

Artcuisine Kochschule
Von-Vincke-Str. 9
48143 Münster

Telefon: +49 (0)25 1 – 86 91 95

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Text und Fotos: Miriam Lethmate

7 Kommentare Gib deinen ab

  1. Julia Starke-Deutz sagt:

    Wo finde ich die Adresse zur Kochschule?? Für Ortsfremde ist es nicht einfach das zu erkennen, trotz Kirchen amen oder anderen versteckten Hinweisen. Bitte sende sie mir die Adresse der Kochschule zu. HERZLICHEN DANK
    JULIA

  2. Hallo Frau Starke-Deutz, schön, dass Sie sich für die Artcuisine interessieren. Die Adresse, die Google-Map sowie Website-Link, Facebook-Seite, E-Mail-Adresse und Eintrag beim Münsterland-Siegel finden Sie alle am Ende des Textes. Einfach auf die Symbole klicken, da ist nichts versteckt 😉 Das Haupstudio ist in Münster in der Von-Vincke-Str. 9. Viele Grüße von Paula Pumpernickel

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