Kräuterhof Rohlmann

Der Oktober ist orange beim Kräuterhof Rohlmann in Münster-Wolbeck. Die kräftige Herbstfarbe empfängt die Besucher schon an der Straße, wo eine Kürbis-Etagere, besser als jede Leuchttafel, den Weg zum Hofladen und zur Gärtnerei weist. Dort steigert sich die Vielfalt noch: Gelbe, grüne, braune, weiße, gestreifte, gesprenkelte, längliche, bauchige, geriffelte, ja sogar schwanenhalsige Kürbisse sind auf einer großen Fläche vor und innerhalb des Gewächshauses platziert. Aus jedem Winkel hier scheint es zu rufen: „Willkommen, lieber Herbst. Wir sind bereit!“

Das sieht man auch Maike und Henry Rohlmann an. Das junge Ehepaar strahlt nicht nur zur Begrüßung, sondern vor allem, als es von der Arbeit in dem Familienbetrieb erzählt. Schon Maikes Großeltern waren Landwirte, allerdings ernteten sie kein Gemüse, sondern Blumen. Stiefmütterchen, Bellis (auch Tausendschön genannt) oder Weidekätzchen waren die heiß begehrte Ware, die die Kunden am Rohlmann’schen Stand auf dem Wochenmarkt, damals noch unter den Bögen des Prinzipalmarktes, einheimsten.

Dem Markt ist die Familie treu geblieben, natürlich. Mittwochs und samstags empfängt das Team dort Stammkunden und Touristen. Die Auslage jedoch hat sich verändert. Nicht minder bunt, nur deutlich schmackhafter: Die Eltern von Maike Rohlmann schwenkten nämlich von Blumen um zu Gemüse und Kräutern.

„Den Gemüseanbau haben wir dann weiter vergrößert, als wir 2013 den Betrieb von meinen Schwiegereltern übernommen haben“, sagt Henry Rohlmann, der vor allem die Arbeit auf dem Feld liebt. „Man sieht einfach, was man macht, was man geschafft hat. Wenn man so einen geilen Mangold oder Pak Choi verkauft und tolle Rückmeldungen von den Kunden bekommt, macht das einfach viel mehr Bock, als wenn man die Ware nur beim Großmarkt abliefert.“

Rückmeldungen kommen stetig, auch während des Rundgangs über den Hof. „Ich kann mich ja überhaupt nicht entscheiden bei dieser Auswahl“, ruft eine Kundin im Vorbeigehen lachend, während ein anderer Kunde Meike Rohlmann fragt, welchen Kürbis er denn nun Himmels Willen nehmen soll. Die 38-Järige gibt fachkundig Tipps zur Zubereitung der verschiedenen Sorten. „Diesen kann man anbraten wie ein Schnitzel.“ Zack, bei dem Stichwort ist die Entscheidung gefallen.

Der Kunde ist glücklich und unser Gespräch wendet sich von Schnitzel zu Schnitzen. Denn selbstverständlich darf ein weiteres Stichwort im Oktober nicht fehlen: Halloween – mittlerweile auch in Deutschland nicht mehr wegzudenken und untrennbar mit dem Thema Kürbis verbunden. So öffnet die Schnitzwerkstatt täglich, außer montags. Vor allem Familien, die einen spannenden Nachmittag erleben möchten, kommen gerne spontan vorbei. Auch für Schulen und Kitas, für Kindergeburtstage oder für Erwachsene mit Hang zu gruseliger Deko sind die Werkstatttüren weit geöffnet. Für kleine Toberunden gibt es übrigens direkt am Gewächshaus einen Spielplatz.

„Wir haben das Schnitz-Angebot seit vier Jahren und es nimmt mit jedem Jahr mehr Platz im Gewächshaus ein“, erzählt Maike Rohlmann lächelnd. Dutzende Kürbisse, die die Halloween-Werkstatt zieren, hat sie selber bemalt. Wissenswertes am Rande: Die extra für dieses Fest gezüchteten Kürbisse sollte man nur zur Deko verwenden, denn lecker seien sie ganz und gar nicht.

Die Halloween-Werkstatt hat im Oktober täglich, außer montags, geöffnet. Spontan sein lohnt sich!

Dasselbe gilt übrigens für die Zierkürbisse namens Schwanenhals, die tatsächlich anmutig den Kopf zu neigen scheinen. Und aus den Kalebassen-Kürbissen kann man sogar Musikinstrumente bauen, verrät Senior-Chefin Christine Rohlmann, die gerade aus dem Hofladen kommt.

„Wenn man die Kalebassen getrocknet hat, wird die Schale hart und wasserundurchlässig.“ Anschließend würden sie beispielsweise zu Rasseln oder Trommeln verarbeitet.

Ob sie sich denn bei mehr als 100 Sorten für einen Kürbis entscheiden kann, den sie am liebsten mag? Überraschenderweise kommt Christine Rohlmanns Antwort schnell und eindeutig: „Der Muskatkürbis!“ Generell empfiehlt sie den unentschlossenen Kunden, mehrere vorgeschnittene Stücke am Wochenmarkt-Stand zu kaufen und einfach auszutesten.

„Der Butternut schmeckt zum Beispiel immer toll, den mische ich viel in Suppen. Oder man schmort verschiedenen Sorten zusammen in der Pfanne, am besten mit Spitzkohl, Kräutern, Zwiebeln und einem Schuss Apfelessig. Ein Traum“, verrät sie lachend. Oh ja, so langsam läuft mir auch das Wasser im Munde zusammen …

Und es wird nicht besser, als Henry Rohlmann beginnt, von den vielfältigen Salaten zu schwärmen. Auch im Oktober muss schließlich eine Abwechslung zum Kürbis auf den Teller. Ob ihr´s glaubt oder nicht: In Wolbeck werden Feigen, Auberginen, Artischocken und sogar Zitronenchilis geerntet. Ja, das klingt nach einem perfekten orientalischen Salat aus regionalem Gemüse.

In Wolbeck wachsen saftige Feigen.

„Ich bin immer offen für neue Ideen. Der Schwarzkohl feiert zum Beispiel gerade sein Comeback. Zurecht, der ist echt schmackhaft“, sagt der 41-Jährige.

Ein paar Tage zuvor wurden die Stecklinge für weitere Wintersorten gesetzt. Alles in Handarbeit, was wirklich nicht selbstverständlich ist. Der Feldsalat steht hübsch aufgereiht, streckt sich dem Licht entgegen, freut sich auf den Dezember. Wer also zu Weihnachten bezahlbaren und vor allem duftenden, frischen Feldsalat genießen möchte, weiß, wo er ihn finden wird. Ebenso wie Rucola. „Wir fangen jetzt mit dem Anbau an, damit die Kunden zu Weihnachten regionale Rauke bekommen. Das macht hier sonst kein Mensch“, sagt Henry Rohlmann grinsend.

Zusätzliches Qualitätskriterium: Alle hier geernteten Lebensmittel sind mit dem Münsterland-Siegel ausgezeichnet. Das Leitmotiv der dreifachen Eltern lautet nämlich „Frisch kaufen, gesund leben.“

Auf der Runde durch die Gärtnerei fällt auf, dass es noch summt und brummt, obwohl doch schon Herbst ist. Grund ist der Hot-Lips-Salbei, eine wahre Insektenweide, wie ich erfahre. Ebenso ein Augenschmaus, da er mal rot, mal weiß, mal in beiden Farben gelichzeitig blüht, je nach Wetter.

Die Fruchtsalbeisorten sind vielfach im Gewächshaus vertreten, zudem übers Jahr verteilt Thymian, Rosmarin, Oregano, Bärlauch, Schnittlauch, Minzen, Basilikum in vielfacher Ausführung, und das ist nur ein Teil des Angebots. So kommt es, dass bei Rohlmanns sage und schreibe über 350 Sorten Kräuter angeboten werden. Wie kann man die bloß alle auseinanderhalten?!

„Wir machen ja alles in Handarbeit. Pflanzen, pflegen, ernten – man sieht die Kräuter von März bis September jeden Tag mehrmals, da kriegt man schon einen Überblick“, verrät Henry Rohlmann. Wo wir schon bei Insider-Wissen sind: Ich liebe Basilikum, doch er liebt mich nicht. Nach spätestens einer Woche sind alle Blätter gelb. Super Tipp von Maike Rohlmann: „Basilikum darf keinen Zug kriegen! Viele Leute stellen ihn auf die Fensterbank, aber das geht schief.“

Als wir wieder draußen vor der Kürbis-Werkstatt ankommen, fällt mein Blick auf die Kohl-Auslage. Ja, neben den Kürbissen stehen auch die Wintergemüse in den Startlöchern. Anfang November, wenn der Kürbis Feierabend macht, starten Grünkohl und Co. richtig durch: Wirsing, Rot-, Grün-, Weiß-, Schwarz- und Spitzkohl, auch küchenfertig geschnitten gibt es dann im großen Hofladen zu kaufen.

Besonders beeindruckt mich die nachhaltige Einstellung der Familie: „Wir produzieren nur für unseren Bedarf.“ Sprich, es wird täglich jenes frisch geerntet, was in den Verkauf geht. Das sind dann an Markttagen ein paar Kisten mehr, immer abgestimmt auf die Saison der Gemüsearten. Ich erinnere mich zum Beispiel an die wunderschön bunte Tomatenvielfalt auf dem Domplatz im Sommer.

Jetzt ist aber erstmal Orange die Farbe der Stunde. Ich weide meine Augen noch kurz an der Auslage und mache mich auf den Weg zum Auto. Begleitet von Butternut, Hokkaido, Bischofsmütze und Casperita – Kürbisse kann man super lagern. Aber vermutlich brauche ich nächste Woche schon neue.

Kräuterhof Rohlmann GmbH

www.kraeuterhof-rohlmann.de

Öffnungszeiten Schnitzwerkstatt (bitte 3G beachten):

dienstags bis freitags, 9 bis 18 Uhr; samstags 9 bis 16 Uhr; sonntags 11 bis 16 Uhr.

Text und Fotos: Miriam Lethmate

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Estelle Beck sagt:

    Diese Kürbisse! Danke für den schönen Beitrag und die Inspiration 🙌❤️

    1. Danke, liebe Estelle. Ich bin gespannt auf die niederländischen Kürbis-Rezepte 🙂

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