Ukrainische Familien auf Bäckers Spargelhof

So sehen gelebte Solidarität und echtes Engagement aus: Der Erdbeer- und Spargelhof Bäcker beschäftigt zurzeit etwa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus der Ukraine geflohen sind. Auch acht Kinder sind dabei, die nun mit auf dem Hof leben. Nächste Woche werden weitere Geflüchtete erwartet.

Eine neue Mitarbeiterin des landwirtschaftlichen Betriebs aus Münster ist Anna. Sie konnte direkt zu Beginn des Krieges aus der Ukraine fliehen und hat Zuflucht auf dem Hof in Gelmer gefunden.

„Wir haben schon letztes Jahr viel mit Ukrainern zusammengearbeitet und haben im Februar die Menschen aus den Kriegsgebieten direkt an der Grenze abgeholt, teilweise auf eigene Kosten“, sagt Anne Arenskötter, die Schwester von Inhaber Stephan Bäcker.

Besonders die Betreuung der Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren ist Familie Bäcker eine Herzensangelegenheit. „Wir sind ein Betrieb, hinter welchem eine Großfamilie mit vielen Kindern steht. Wir helfen den ukrainischen Kindern im Rahmen unseres Möglichen. Sie genießen es, sich bei uns auf dem Hof frei zu bewegen, zu toben und zu spielen. Sie naschen gerne Eis und Erdbeeren und erfreuen sich an unseren Hoftieren“, erzählt Anne Arenskötter. Viel ehrenamtliche Unterstützung erfährt der Betrieb durch die Schulleitung der Astrid-Lindgren-Grundschule Gelmer, weniger leider durch die Stadt Münster. „Es sind wirklich eine Menge bürokratische Hürden zu bewältigen“, sagt Anne Arenskötter.

Drei Ukrainerinnen, die seit drei Wochen selbst organisierten Deutschunterricht auf dem Hof erhalten, sind nun bereits in den Verkaufsbuden in Münster im Einsatz. An jenen Buden, an denen nicht zu großer Publikumsverkehr stattfindet, damit die Frauen sich langsam reinfinden können.

Anna betreut den Stand am Hohen Heckenweg und verständigt sich auf Englisch und Deutsch mit den Kunden, die interessiert und sehr herzlich reagieren, wenn sie mitbekommen, dass die junge Frau vor dem Krieg fliehen konnte. Während eines kleinen Gesprächs, ob bei einem Preis von 8,80 Euro denn nicht 2,20 Euro Wechselgeld auf einen Zehner rausgegeben werden sollten, entschuldigt sich eine ältere Dame bei Anna: „Es ist ja Samstagmorgen, da bin ich wohl noch ein bisschen tüddelig. Schön, dass Sie so entspannt bleiben.“ Höchstwahrscheinlich wird Anna „tüddelig“ noch nie gehört haben, doch das tut dem Verständnis keinen Abbruch. Beide Frauen freuen sich über das nette Gespräch und Anna verabschiedet die Kundin mit einem charmanten: „Guten Tag, tschüss!“

Das gemeinsame Miteinander macht sich auch im guten Betriebsklima bemerkbar: „Wir freuen uns, helfen zu können, bekommen aber natürlich gleichzeitig ganz viel zurück“, erklärt Anne Arenskötter. Der Personalmangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt sei weiterhin exorbitant, so dass der Betrieb sich über weitere Bewerbungen freue. „Wenn es im Stadtgebiet noch Ukrainerinnen und Ukrainer gibt, die in einer Verkaufsbude abreiten möchten, können sie sich gerne melden – auch, wenn sie sprachlich noch nicht so versiert sind“, so Anne Arenskötter.

https://www.spargel-baecker.de/jobs (Infos in verschiedenen Sprachen)

4 Kommentare Gib deinen ab

  1. Linsenfutter sagt:

    Ich bewundere Euch und Eure Einstellung. Gäbe es nur mehr solche Menschen. Meine Hochachtung.

    1. Lieber Jürgen, herzlichen Dank für deine schöne Rückmeldung! Ja, es ist wirklich toll, wie Familie Bäcker sich einsetzt. Im Kleinen können wir alle irgendwie helfen und unterstützen. Viele Grüße, Paula

      1. Linsenfutter sagt:

        Klasse. Hut ab.
        LG Jürgen

      2. Danke 🙂

Schreibe eine Antwort zu LinsenfutterAntwort abbrechen