Welche Bedeutung hat für Sie das Münsterland und das Thema Regionalität?
Im Münsterland steht mein Hof. Hier ist mein Zuhause. Da ist es für mich klar, dass ich meine Produkte nicht in die Ferne verkaufen will, wo man mich nicht kennt und alles anonym wird. Meine Produkte sind für die Münsteraner und die Münsterländer. Hier vor Ort. Auf kurzen Wegen mit den Nachbarn als Kunden.
Was ist das Hauptabsatzgebiet und wo können die Produkte erworben werden?
95 Prozent unserer Milch verkaufen wir über die Direktvermarktung in Münster und der näheren Umgebung. Davon entfällt etwa ein Drittel auf die direkte Hauslieferung. Unsere Kunden bestellen bei uns, und am nächsten Tag sind die Produkte bei ihnen vor der Tür. Wir beliefern aber auch Gastronomen und Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen und stehen bei einigen Supermärkten im Kühlregal. Nicht zu vergessen natürlich unseren Automaten auf dem Hof, der immer frisch befüllt wird.
Wie wichtig ist Transparenz bei der Arbeit und den Produkten?
Transparenz ist uns sehr wichtig. Sowohl auf unserem Betrieb als auch im Austausch mit unseren Kunden. Unser Hof steht Besuchern täglich zur Besichtigung offen. Auf der Besucherterrasse kann man sich ein Bild von unserem Stall und den Tieren machen. Zudem führen wir nach Anmeldung auch selbst über den Hof. Auch die Molkerei ist mit großen Fensterschieben ausgestattet, so dass jederzeit bei der Produktion zugeschaut werden kann. Wir informieren unsere Kunden zudem mit Kennzeichnungen und Erläuterungen auf unserer Homepage über GVO-Freiheit und unsere Verpackungen.
Kommen alle Rohstoffe und Zutaten aus dem Münsterland?
Soweit es für uns Sinn ergibt, ja. Das Futter für die Kühe, wie Heu und Mais, bauen wir zu einem großen Teil selbst an. Da dies für unsere Tiere allerdings nicht ausreicht, kaufen wir Raufutter bei benachbarten Höfen an, die dann im Gegenzug die Gülle abnehmen. So schließen wir bestmöglich den örtlichen Kreislauf. Der Kraftfutterbedarf wird mit Sojaschrot gedeckt, dieser kommt nicht aus dieser Region. Wir achten hierbei aber auf eine besondere Qualität. Wir verwenden ausschließlich GVO-freies Futtermittel (ohne gentechnisch veränderte Organismen). Das lassen wir uns auch etwas mehr kosten. Gentechnik hat in unseren Nahrungsmitteln nichts zu suchen. Unsere Fruchtzubereitungen für unseren Fruchtjoghurt beziehen wir derzeit aus dem Großhandel.
Unser Verpackungsmaterial können wir derzeit nicht regional beziehen, da nur wenige Verpackungshersteller für uns in Frage kommen und wir nur kleinere Mengen benötigen.
Gibt es für den Hof Große Kintrup oder die Produkte besondere Standards oder Auszeichnungen?
Wir haben bei unserem Stallneubau darauf geachtet, dass unsere Tiere mehr Platz haben als gesetzlich vorgeschrieben ist. Wir dürfen die „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung nutzen, da wir die entsprechenden Untersuchungen durchführen lassen und mit gentechnikfreien Rohstoffen arbeiten. Zudem erfüllen wir die Richtlinien der Regionalen Landwirtschaft Münsterland und denen des Netzwerk Münsterland Qualität und kennzeichnen unsere Produkte mit dem Münsterland-Siegel.
Nutzen Sie besondere Herstellungsverfahren?
Unser Ziel ist es, dass unsere Produkte so natürlich und so frisch wie möglich zu unseren Kunden kommen. Deshalb wird unsere Milch lediglich pasteurisiert, also nach dem traditionellen Verfahren nur kurzzeitig auf 74° C erhitzt. Unsere Milch wird weder homogenisiert noch zentrifugiert. So bleiben der natürliche Fettgehalt und somit auch der volle Geschmack erhalten. Die Milch behält ihre besondere Bekömmlichkeit und ist sieben Tage haltbar.
Für unseren Joghurt verwenden wir tagfrische Vollmilch ohne jegliche Zusätze. Mit einer probiotischen Milchsäurekultur lassen wir ihn zu einem stichfesten Natur-Joghurt reifen. Dass wir ohne Trockenmilchpulver, Gelatine & Co produzieren ist für uns selbstverständlich. Quark produzieren wir nach dem „Schulenburg-Verfahren” traditionell von Hand. Durch das Dicklegen der Milch mit gentechnikfreiem Lab in einer Wanne und das schonende Abpressen der Molke erhält der Quark seine typische Konsistenz und Textur. Die sorgfältig ausgewählten Sauermilchkulturen entfalten ein feines, mildes Aroma.
Gibt es die Möglichkeit einer flexiblen Arbeitszeit und die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten?
Betriebsbedingt arbeiten bei uns sehr viele Teilzeitkräfte. Eine flexible Arbeitszeiteinteilung ist hier nicht möglich. Unsere Tiere müssen versorgt werden und unsere Milch wird stets frisch verarbeitet.
Werden die Mitarbeiter tariflich bezahlt und gibt es zusätzliche soziale Absicherungen?
Eine Tarifvereinbarung gibt es bei uns nicht. Wir bieten unseren festangestellten Mitarbeitern eine betriebliche Altersvorsorge an.
Werden regelmäßig Schulungen oder Weiterbildungen angeboten?
Wir führen natürlich regelmäßig die vorgeschriebenen Hygieneschulungen durch.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit im Team/ im Unternehmen? Werden Mitarbeiter bei Entscheidungen einbezogen oder können Vorschläge einbringen?
Jeder Mitarbeiter darf Vorschläge machen und Anregungen unterbreiten. Nur Mitarbeiter, die sich Gedanken über ihre Arbeit machen, arbeiten auch bewusst und zielführend.
Bilden Sie auf dem Hof auch aus?
Wir haben uns dazu entschieden, derzeit nicht auszubilden. Für eine umfangreiche Ausbildung zum Molkereifachmann/-frau ist unsere Molkerei wohl eher etwas klein.
Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind Begriffe, die so oft benutzt werden, dass man sie nur noch schwer einordnen kann. Was bedeutet Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Es bedeutet, seine Ressourcen an Boden und Mitarbeitern, aber auch die eigene Arbeitskraft sinnvoll einzusetzen. Es bedeutet außerdem, den Kunden so zu beliefern, wie er es braucht, und nicht nur den schnellen und maximalen Umsatz zu verfolgen.
Was bedeutet Umweltschutz für Sie, und gibt es Maßnahmen die auf dem Hof ergriffen worden sind?
Umweltschutz ist uns sehr wichtig. Wir leben schließlich von und mit der Natur. Neben den Maßnahmen für eine gentechnikfreie Produktion und der regionalen Vermarktung haben wir natürlich auch beim Bau des Stalls auf effiziente Lösungen gesetzt. Auf dem Dach des Stalls befindet sich zudem eine Photovoltaikanlage. Wir haben beim Bau der Molkerei auch an einer Umwelt- und Energieberatung teilgenommen. Unsere Felder werden in Fruchtfolge bewirtschaftet. Für unser Konzept und unser Engagement haben wir im Jahr 2005 den Umweltpreis der Stadt Münster erhalten.
Nutzen Sie oder Ihre Lieferanten Mehrwegverpackungen und gibt es konkrete Maßnahmen, um Abfälle zu vermeiden?
Für unsere Verpackungen nutzen wir keine Mehrwegangebote. Wir sind davon überzeugt, dass dies die bessere Lösung für uns und unsere Kunden ist. Allein der Spülvorgang und die Rücknahme sind für eine kleine Molkerei sehr energieintensiv. Innerbetrieblich nutzen wir hingegen ausschließlich Mehrwegbehälter.
Oft fehlt es der Lebensmittelbranche an Glaubwürdigkeit, Akzeptanz und Vertrauen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Gibt es eine Lösung?
Moderne Lebensmittel sind durch ihre hohe Verarbeitungstiefe und durch die Zugabe verschiedenster Hilfsstoffe sehr schwierig einzuschätzen. Oft ist nicht mal zu erkennen, wer das Produkt hergestellt hat oder woher es kommt. Der einzige Weg zu mehr Vertrauen in die Lebensmittel ist der direkte Kauf beim Erzeuger.