Ich frage nach…

Welche Bedeutung hat für Sie das Thema Regionalität? Wie viele regionale Gerichte werden angeboten und werden diese gekennzeichnet?
Spargel, Erdbeeren, Äpfel, Birnen, Himbeeren, Brombeeren oder Heidelbeeren – all dies kommt hier vom Hof und diese Erzeugnisse findet man selbstverständlich auch in allen Bereichen unseres Betriebes wieder. Unsere selbstgepressten Säfte sind zum Beispiel im Hotel, im Café und auch im Hofladen zu finden. Zurzeit zeichnen wir keine Gerichte mit dem Münsterland Siegel aus. Ein Label ist in unserem Falle nicht in allen Bereichen sinnvoll. Im Handel ist es sinnvoll. Hier vor Ort sind wir der beste Beweis für die Regionalität. In der Region haben wir uns einen Namen gemacht. Zu dem Obstbau hier auf dem Hof ist zunächst das Café dazu gekommen und dann auch der Hofladen. Heute gibt es auch ein Hotel. Im Café und auch bei vielen frischen Produkten fragen die Verbraucher selbst nach und das erklären wir gerne persönlich. Schließlich ist der Hof ja ringsherum und die Leute können sehen wie wir arbeiten und was wir produzieren. Ich selbst bin ja sehr aktiv im Netzwerk Münsterland Qualität mit dem Münsterland-Siegel. Enge Kontakte zu Kollegen und ein gutes Netzwerk sind Grundvoraussetzung um die eigenen Region zu stärken.

Hat es wirtschaftliche Vorteile auf eine regionale Produktion und Vermarktung zu setzen?
Ich hoffe das, doch mit Zahlen kann ich das leider nicht belegen.

Woher kommen die Zutaten der regional ausgezeichneten Produkte?
Wir zeichnen wie gesagt zum Beispiel unsere Säfte mit dem Logo aus und der kommt zu 100 Prozent hier vom Hof und von unseren Feldern. Im Hotel, dem Café und auch in der Bäckerei haben wir mittlerweile sehr viele Zulieferer. Wenn die Qualität stimmt achten wir immer darauf, dass die Produkte auch aus dem Münsterland bezogen werden. In unserem Hofladen findet man auch viele regionale Produkte von den Kollegen. Zum Beispiel den Sasse Korn aus Schöppingen, die Milch vom Milchhof Große Kintrup aus Münster, die Nudeln von Althues aus Rosendahl und auch Kaffee von der Rösterei Iming und natürlich auch unsere Fruchtaufstriche, Säfte und vieles mehr.

Gibt es weitere Zulieferer aus dem Münsterland?
Wenn die Qualität stimmt, dann achten wir darauf, dass auch solche Dinge aus dem Münsterland bezogen werden.

Kennen Sie ihre Zulieferer persönlich und kennen die Produktion?
Ja, teilweise schon aber noch nicht alle! Die Betriebe mit denen wir zusammen arbeiten, kennen wir aber nicht zwangsläufig persönlich.

Wie groß ist der Anteil regionaler Rohstoffe insgesamt bei allen Gerichten?
Der Anteil ist sehr unterschiedlich. Bis zu 90 Prozent zum Beispiel bei Kartoffel- oder Kürbissuppe. Da kommen die Zutaten aus dem Münsterland. Bei Fleischgerichten kann das sehr unterschiedlich sein. Nicht immer geht es. Bei Frischeprodukten zählt immer die Qualität.
Gibt es wechselnde Menus um saisonale Gerichte anzubieten?
Auf jeden Fall. Da ist unser Küchenteam sehr engagiert und kreativ.

Bieten Sie außergewöhnliche Spezialitäten aus dem Münsterland an (alte Sorten, Rassen, Rezepte?)
Außergewöhnliche Spezialitäten eher nicht. Alte münsterländer Obstsorten haben wir allerdings auf unserem Golfplatz angepflanzt. Das macht es schon zu einer Art Streuobstwiese. Was interessant ist: Wir haben in den letzten Jahren zusammen mit der Landwirtschaftskammer eine Apfelsorte angepflanzt mit komplett rotem Fruchtfleisch. Das sieht total interessant aus und macht sich gerade auf unsren selbstgemachten Torten besonders gut als Deko. Als Apfel in der Ladentheke eignet er sich bislang noch nicht.

Welche Produkte können nicht regional bezogen werden und warum?
In unserem Hotel haben wir zum Beispiel eine mehr kulinarische Karte. Das passt hier einfach besser zum Stil des Hotels.

Gibt es vegetarische und vegane Angebote?
Vegetarische Gerichte sind auch auf der Karte zu finden. Da lässt unser Chefkoch keine Wünsche offen. Doch die Nachfrage bleibt verhalten.

Wie groß ist der Anteil von Convenience Food im Betrieb?

1. Obst, Gemüse, gesch. Kartoffeln: 0%
2. Fleisch, Fisch: 1%
3. Soßen: 0%
4. Nachtisch: 0%
Haben Sie Beispiele für eine regionale Auftragsvergabe/ Neuanschaffung?
Gerade im handwerklichen Bereich sehr stark: mind. 90% unserer Aufträge

Gibt es aktuelle Auszeichnungen
Bislang steht das für uns nicht an erster Stelle. Die beste Werbung ist, wenn die Kunden zufrieden sind!

Wie wichtig ist ihnen ehrenamtliches Engagement?
Ich selbst bin im Netzwerk Münsterland Qualität (Münsterland-Siegel) aktiv und im Vorstand.

Gibt es aktuelle Spenden, Projekte oder Sponsoring-Aktivitäten?
Unser Golfplatz ist sozusagen eine Streuobstwiese. Hier stehen ca. 90 alte münsterländer Obstsorten. Apfelbäume und zum Beispiel oder auch Weinbergpfirsiche. Auch die Tafel kommt regelmäßig um sich frische Äpfel zu holen. Unser Bäcker trainiert übrigens eine Fußballmannschaft. Die hat natürlich auch Trikots von uns.Wir unterstützen darüber hinaus kirliche Einrichtungen und Vereine für behinderte Menschen. Außerdem gibt es hier in Senden das Schloss Senden. Leider in einem sehr baufälligen Zustand. Das ist auch ein Projekt was wir gerne unterstützen. Die Restauration der Turmuhr wird beispielsweise von uns finanziell unterstützt.

Arbeiten Sie mit Unternehmen des Münsterland-Siegels zusammen?
Auf jeden Fall. Im Hofladen bekommt man zum Beispiel den Korn von der Brennerei Sasse aus Schöppingen, die Nudeln vom Hof Althues aus Rosendahl, den Kaffeee von Imping und die Milch vom Milchhof Große Kintrup aus Münster. Die Bienen der Imkerei Gerdes sammeln auf unseren Feldern Honig und dieser steht später in unserem Hofalden und natürlich auch beim Frühstücksbuffet im Hofhotel und Hofcafé. Darüber hinaus beliefern uns noch einige weitere münsterländer Unternehmer mit Ihren Produkten für das Hofcafé unsere Bäckerei und auch das Restaurant.

Sind Sie Mitglied in weiteren Interessensgemeinschaft, Werbeverein usw.?
Wir sind im Gewerbeverein hier vor Ort aktiv und beim Münsterland e.V. und dem Netzwerk Münsterland Qualität. Vereinigung der Spargelanbauer Westfalen-Lippe e. V., Landesverband Obstbau Westfalen-Lippe

Das Herz eines jeden Unternehmens sind die Menschen die darin arbeiten. Wie hat sich ihr Unternehmen zu dem entwickelt, was es heute ist?
Ursprünglich war der Hof ein Schweinemastbetrieb. Mit der Nähe zum Wohngebiet Senden konnte sich der Betrieb allerdings nicht mehr vergrößern. 1989 ist dann der erste Hektar Spargel angepflanzt worden. Das ist in den Folgejahren stetig mehr geworden und 1994 kam dann ein Erdbeerfeld dazu. Durch die Direktvermarktung folgten dann 1999 das Hofcafé und auch der Hofladen im Jahre 2003. Heute ist auch das Hofhotel fertiggestellt und wohl das größte Projekt in der Hofgeschichte. Heute arbeiten ca. 100 Leute hier das ganze Jahr.

Wie viele Mitarbeiter, Auszubildende (welche Berufe), Arbeitsplätze
Café: 35, davon 2 Azubis
Hotel: 26, davon 5 Azubis
Hofladen und Bäckerei: 31, davon 2 Azubis
Hof: 8 und etwa 120 Saison AK

In welchen Berufen wird ausgebildet
Wir bilden Restaurant- und Hotelfachleute, Köche, Konditoren und Bäcker aus. Demnächst vielleicht auch ein Zimmermädchen im Hotelbetrieb.
Gibt es Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter?
Ja, im landwirtschaftlichen Bereich gibt es häufig Weiterbildungen und da sind unsere Leute oft dabei. Gerne unterstützen wir unsere Mitarbeiter auch bei anderen beruflichen Weiterbildungen oder der Meisterprüfung
Zukunftssicherung des Betriebs – gibt es eine Nachfolge?
Unsere ganze Familie arbeitet hier auf dem Betrieb. Meine Mutter und meine Schwestern organisieren das Hofcafé meine Schwester Eva den Hofladen Hofcafé und mein Bruder Alexander ist hier der Experte im Obstbau. Mein Vater und ich kümmern uns um die Verwaltung und den Vertrieb.

Spielt Saisonarbeit bei Ihnen eine Rolle?
Woher kommen die Arbeiter und wo und wie sind sie untergebracht?
Ja im Obstbaubetrieb haben wir Saisonarbeitskräfte. Die kommen aus Polen, Rumänien, Ukraine und Bulgarien. Oft Studenten oder Hausfrauen. Hin und wieder kommen die Kontakte über eine Agentur zustande aber die meisten sind schon seit mehreren Jahren bei uns. Vor 24 Jahren hatten wir das erste Mal Saisonarbeitskräfte. Stacho, so heißt der Mann ist schon seit dem ersten Jahr dabei. Und von den beiden Kollegen die damals mit ihm angefangen haben sind heute die Söhne auch wieder hier auf unserem Betrieb.

Welche Kosten gibt es für die Unterbringung, wo sind sie untergebracht und wie lange arbeiten Sie in dem Betrieb?
Die Helfer sind alle hier auf dem Hof untergebracht. Für die Unterbringung zahlen die Helfer hier die ortsüblichen 2.25 € am Tag. Da ist dann auch eine private Krankenversicherung enthalten in der die Ärzte den 2,6 fachen Satz ausgezahlt bekommen. Bei der medizinischen Versorgung gehen wir keine Kompromisse ein. In den Spitzenzeiten sind bis zu 70 Helfer auf dem Hof.
Die Bezahlung erfolgt nach Tarif aber ca. 95 Prozent der Helfer bekommen mehr als den tariflichen Mindestlohn. Geerntet wird im Akkord und wenn Sie in der Arbeitszeit nicht den Mindestlohn erreichen, bekommen sie eine Ausgleichszahlung. Alle unserer Helfer lagen in diesem Jahr allerdings darüber.

Wie wird die An und Abreise organisiert?
Die An- und Abreise wird von den Helfern selbst organisiert oder von der vermittelnden Agentur.

Gibt es Maßnahmen zum Erhalt der Mitarbeitergesundheit?
Die Arbeitsplätze sind ergonomisch gestaltet je nach Anforderungen. Besondere Programme gibt es in dem Sinne aber nicht.
Werden Mitarbeiter bei Entscheidungen einbezogen oder können

Vorschläge einbringen z.B. Arbeitszeitgestaltung?
Die Speisekarte wird von unseren Köchen und Auszubildenden entwickelt. Es gibt auch eine Torte des Monats die unsere Konditoren entwickeln. Neue Säfte oder Produkte entwickeln oft mein Vater und ich zusammen. Da man aber eh immer mitten im Geschehen steckt, ist das wohl der kurze Dienstweg auf dem neue Ideen und Vorschläge dann bei uns ankommen. Ein gutes Beispiel sind unsere Erntemaschinen. Vieles ist selbst weiterentwickelt oder umgebaut um die Maschinen an unsere Bedürfnisse anzupassen. Die letzte kam frisch angeliefert und ist direkt nach dem abladen zwei Wochen in der Werkstatt verschwunden, bevor sie überhaupt aufs Feld kam. Diese Entwicklungen entstehen oft im engen Austausch mit unseren Mitarbeitern oder durch sie.

Gibt es eine Regelung für flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten?
Wo der Arbeitsbereich es zulässt auf jeden Fall. Viel ist natürlich durch die Öffnungszeiten vorgegeben. In der Buchhaltung ist das wiederum ohne weiteres möglich. Das liegt dann an der Absprache zwischen den Kollegen. Unsere Floristin bringt auch ab und zu ihre Tochter mit. Das ist gar kein Problem.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist ein Begriff der beinah schon so oft benutzt wird, dass man selbst nur noch schwer einordnen kann, was das überhaupt genau heißt. Was bedeutet Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Wir leben ja von der Natur und sind auf eine ganz gesunde Umwelt angewiesen. Von daher sind wir einer nachhaltigen Landwirtschaft natürlich verpflichtet. Wir heizen zum Beispiel auch nicht mit Gas sondern bewusst mit Hackschnitzel. Wir haben Blühstreifen entlang der Felder und auch eine Bienenweide.

Haben Sie in den letzten Jahren in wasser- und energiesparende Technik investiert? 
Ja, sehr viel. Wir haben neue, hocheffiziente Kälteanlagen für unsere Kühlhäuser, die gleichzeitig auch für die Klimatisierung des Hotels zuständig sind und mit der Abwärme wird das Trinkwasser erwärmt. Von Mai bis September nutzen wir nur eines unserer Kühlhäuser für die Erdbeeren und den Spargel. Im Sommer wird hier dann kaltes Wasser für das Hotel aufbereitet. Durch diese universelle Nutzung ist das natürlich besonders sparsam.
Die Glühbirnen wurden mit LED-Lampen ausgetauscht. Die halten viel länger und was mir dabei wichtig war: Es spart Zeit weil ich sie nicht mehr ständig auswechseln muss. Das es Energie spart war ein positiver Nebeneffekt.

Haben sie an einer Umwelt und Energieberatung teilgenommen?
Alle technischen Modernisierungen hat unser Ingenieurbüro entwickelt. An einer geförderten Beratung haben wir nicht teilgenommen.
Nutzen Sie regenerative Energien
Wir haben eine Photovoltaik Anlage mit 110 KW und die Energie wird komplett für den eigenen Betrieb gebraucht.

Verwenden Sie oder ihre Lieferanten umweltfreundliche Verpackungen?
Unsere Marmeladengläser haben zum Beispiel Pfand und auch unsere Erntekisten werden natürlich jedes Jahr wieder genutzt. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Münster haben wir zum Beispiel im letzten Jahr eine Apfelverpackung aus Pappe entwickelt damit bei der Viererpackung auf die Plastikfolie verzichtet werden kann. Diese hat es nun auch in den Hofladen geschafft.

Verwenden Sie umweltfreundliche Reinigungsmittel?
Gerade im Hotel wo wir den größten Reinigungsbedarf haben, achten wir auf umweltfreundliches Reinigungsmittel auf Basis nachwachsender Rohstoffe.

Was wird getan um Abfälle zu vermeiden?
Wir haben generell sehr wenige Abfälle und das gute ist, dass im Obstbau alle Abfälle natürlich biologisch abbaubar sind. In den Bäckereien und Konditoreien spricht man generell nicht von Abfällen. Das sind Lebensmittel und da haben wir auch nur sehr wenige Reste. Die dürfen unsere Mitarbeiter abends mitnehmen.