Ich frag nach …

Seit wann führen Sie die Gastronomie und wie sind Sie dazu gekommen?
Das Haus ist das Elternhaus meines Vaters. Ich habe zuerst eine Ausbildung zum Hotelfachmann und Koch absolviert und in verschiedenen Häusern Erfahrungen sammeln können. Seit 2008 leite ich das Landgasthaus Hohen Hagen.

Ist die genaue Herkunft der Lebensmittel wirklich wichtig für Sie und für Ihre Gäste?
Ja das ist es. Auch unsere Gäste fragen durchaus woher die Lebensmittel kommen, allerdings wissen auch bereits viele Gäste die häufiger bei uns sind Bescheid. Wir veröffentlichen auch auf unserer Homepage die Partnerbetriebe. Schwierig ist es leider häufig bei großen Mengen, die beispielsweise für den Bankettbereich benötigt werden. Was die Regionalität angeht, wird da der À la carte-Bereich bevorzugt.

Welche Bedeutung hat für Sie das Thema Regionalität? Wie viele Gerichte mit regionalen Zutaten bieten Sie an und werden diese gekennzeichnet?
Regionalität und Saisonalität ist extrem wichtig. Wir sind ein Traditionshaus und identifizieren uns mit der ländlichen Region. Wir haben im Münsterland eine relativ große Lebensmittelvielfalt und wir bieten auch gerne traditionelle Gerichte wie Töttchen und Rindfleisch mit Zwiebelsoße an. Aber natürlich nicht nur, sonst wäre die Zielgruppe sehr eingeschränkt.
Momentan bieten wir 13 regionale Gerichte an, das schwankt allerdings auch immer ein bisschen. Darüber hinaus bieten auch viele selbstgemachte Produkte an, wie zum Beispiel selbst gebackenes Brot, selbst gemachte Marmeladen und Aufschnitt aus eigener Schlachtung.
In der Speisekarte gibt es eine eigene Seite „So schmeckt das Münsterland“ und in den Beschreibungen der Gerichte geben wir zusätzlich den Hinweis, wie z.B. „Rindfleisch mit Zwiebelsoße und Austermann´s Gürkchen“. Das ist für uns und die Gäste auch ein Qualitätsmerkmal.

Hat es wirtschaftliche Vorteile auf regionale Produkte und deren Vermarktung zu setzen?
Beim Produkt eher nicht, in der Regel sind die regionalen Produkte von kleineren Produzenten etwas teurer als bei industriellen Produkten. Bei der Vermarktung allerdings schon eher, denn durch die Kennzeichnung der Zutaten weiß der Kunde genau woher diese kommen und das kann man dann schon auch im Preis etwas wiederspiegeln. Theoretisch könnten wir mit unseren Gästen zum Stall fahren und zeigen woher zum Beispiel die Eier kommen.

Von welchen Unternehmen kommen die regionalen Produkte?
Wir haben sehr viele eigene Produkte, wie Brot, Obst und Brände. Eingelegtes Gemüse bekommen wir zum Beispiel vom Hofladen Austermann in Warendorf, die Eier vom Hof Serrieskötter in Ennigerloh, Aufschnitt und Wurst vom Hofladen Kampmann in Oelde Sünninghausen. Woher ein Teil unseres Rindfleisches kommt, dass schauen wir uns ja gleich an.

Gibt es weitere Zulieferer/ Hersteller aus dem Münsterland?
Ja, hauptsächlich im Getränkebereich. Mit der Brennerei Druffel sind wir sehr verbunden. Wenn wir das hier in der Gegend auf der Karte haben, dann trinkt eigentlich keiner etwas anderes. Dann haben wir Produkte von der Firma Schwake, das ist eine kleine Brennerei aus Ennigerloh. Dann natürlich noch die Pott´s Brauerei von denen auch das Wasser „Gesaris“ kommt.

Wie groß ist der Anteil regionaler Rohstoffe in der Küche insgesamt?
Das ist schwer zu sagen und ist sehr unterschiedlich. Vielleicht ca. 30 %. Ich richte mich auch nach den Angeboten meiner Lieferanten. Wenn unser Eierbauer gerade viel hat, dann gucken wir was wir damit machen können und geben das dann als unsere Wochenempfehlung mit in die Karte.

Kennen Sie ihre Zulieferer und deren Produktionsstätten persönlich?
Ja, zum größten Teil schon.

Wie häufig ändert sich das Angebot der Speisekarte und wieso?
Wir haben wechselnde Wochenempfehlungen und ändern jeweils im Sommer und Winter die Karte.

Bieten Sie Spezialitäten aus dem Münsterland an und wird dies von den Gästen nachgefragt?
Alte Rezepturen sind schon dabei. Wie Rindfleisch mit Zwiebelsoße oder Töttchen. Auch Himmel und Erde haben wir manchmal auf der Karte. Dies gibt es auch in anderen Regionen, wie viele Gerichte die in den einzelnen Regionen einfach unterschiedlich interpretiert werden.

Welche Produkte beziehen Sie nicht aus der Region und warum?
Leider viele, häufig reicht die Menge nicht aus. Ich bekomme dann mal eine Kiste Gemüse regional und muss dann noch zwei Kisten anderes dazu nehmen. Besonders bei Fleisch ist es schwierig. Die Metzger vor Ort schlachten vielleicht 10 Schweine die Woche. Das reicht natürlich nicht.

Bieten Sie Bio und Fair Trade Produkte an? Wie groß ist der Bio-Anteil im Restaurant?
Beim Kaffee ja. Aber für den Gast ist es bei uns auch nicht so wichtig wie die Regionalität.
Gibt es vegetarische und vegane Angebote (Wie viele)?
Vegetarische Angebote gibt es bei uns. Vegan kochen wir nicht, ich halte das auch einfach nicht für eine gesunde Art sich zu ernähren.

Achten Sie auch in anderen Bereichen des Unternehmens auf Regionalität?
Ich versuche schon alle Lieferanten aus der Gegend zu nehmen. Zum einen wegen der kurzen Wege, aber auch der Service ist besser. Im Handwerk und in der Entsorgung achten wir auch darauf.

Ist der Betrieb aktuell zertifiziert, ausgezeichnet oder an besonderer Stelle erwähnt?
Wir sind Service Q zertifiziert, Reisen für Alle (Zertifizierung für Barrierefreiheit), seit 2014 Münsterl. Reisemobile (Auf dem Hof gibt es Wohnmobilplätze), wir liegen an der Reitroute und seit 2016 machen wir bei den Bikerfreunden mit.

Wie wichtig ist ihnen ehrenamtliches Engagement?
Das ist uns sehr wichtig. Ich engagiere mich für den DEHOGA und gestalte beispielsweise die Gewerbeschauen mit. Wir machen zum Beispiel auch bei der Ehrenamtskarte mit.
Gibt es aktuelle Spenden, Projekte oder Sponsoring-Aktivitäten?
Wir spenden für den Karneval Enningerloh, die Ferienspieltage, das Ferienlager, den Rallycrossclub, die Regionale Sportgala und unseren Koch haben wir ja auch bei der Kronkorkenaktion unterstützt.

Arbeiten Sie mit Unternehmen aus dem Netzwerk Münsterland Qualität zusammen?
Ja, mit meinen Kollegen haben wir das Köchequartett ins Leben gerufen. Zusammen zu kochen macht großen Spaß. Gemeinsam mit dem Münsterland e.V. sind wir auch schon häufiger in Berlin gewesen und haben u.a. auf der Grünen Woche gekocht. Mit der Brauerei Pott´s führen wir beispielsweise auch unser jährliches Bierkulinarium durch.
Sind Sie Mitglied in weiteren Interessensgemeinschaft, Werbeverein usw.?
Ja, in der Ennigerloher Werbegemeinschaft, Gewerbeverein Beckum, Wirteverein Beckum, Heimatverein Ennigerloh, Schützenverein, den Schlepperfreunden und im DEHOGA Junges Gastgewerbe.

Das Herz eines jeden Unternehmens sind die Menschen die darin arbeiten. Wie hat sich ihr Unternehmen zu dem entwickelt, was es heute ist?
Mit der Entwicklung des Unternehmens und der Vergrößerung ist natürlich auch unser Team gewachsen. Wir haben 2008 unsere erste Köchin eingestellt und heute haben wir ein großes Team. Meine Frau ist zudem Bankerin und kümmert sich mit um die Finanzen und die Buchhaltung, da ergänzen wir uns sehr gut.

Wie viele Mitarbeiter arbeiten in Ihrem Betrieb?
Wir haben 8 Festangestellte. Kochnachwuchs zu finden ist nicht leicht, daher haben wir uns auch im letzten Jahr entschlossen unseren ersten jungen Koch selbst auszubilden. Mit ca. 25-30 Aushilfen haben wir ein großes Team.

Entwicklung der Arbeitsplätze in den letzten Jahren?
gestiegen

Gibt es Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter?
Ja, hier gibt es Angebote von der Tourismus-Akademie und auch unsere Lieferanten bieten Weiterbildungen an (z.B. Hygieneseminare, Softwareschulungen).

Gibt es Maßnahmen zum Erhalt der Mitarbeitergesundheit?
Konkrete Maßnahmen gibt es nicht. Wir schützen unsere Mitarbeiter aber insofern, dass wir bei der Dienstplangestaltung gut planen. Ich teile lieber einen Mitarbeiter mehr ein als einen zu wenig. Bei unseren Umbauten achten wir natürlich auch auf z.B. gute Arbeitshöhen bei den Theken. Wir machen auch immer mal wieder Spieleabende oder gehen Kegeln oder Bowlen. Das stärkt die Teamarbeit und dass die Mitarbeiter auch gerne ihre Freizeit miteinander verbringen, spricht ja auch für ein gutes Miteinander.

Gibt Regelungen für flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten?Ja, alle Möglichkeiten. Wir schauen wie es bei den Mitarbeitern in ihren aktuellen Lebenslagen passt.

Werden Mitarbeiter bei Entscheidungen einbezogen oder können Vorschläge einbringen?
Immer gerne, wenn es passt. Besonders wenn neue Mitarbeiter ins Team kommen, ist es spannend die Ideen zu hören und auszuprobieren.

Zukunftssicherung des Betriebs – gibt es eine Nachfolge?
Was meine Kinder einmal machen möchten, dass weiß noch niemand. Ich wurde nicht von meinen Eltern gedrängt den Betrieb zu übernehmen und das war auch gut so. Es wird für die gestandene familiengeführte Gastronomie auch immer schwerer, die Systemgastronomie nimmt immer stärker zu und man muss abwarten wie sich die Branche entwickelt. Ob es dann weiterhin familiengeführt oder fremdvergeben wird, das wird man sehen.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist ein Begriff der beinah schon so oft benutzt wird, dass man selbst nur noch schwer einordnen kann, was das überhaupt genau heißt. Was bedeutet Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Für mich ist es eher Transparenz, Ehrlichkeit, Freundlichkeit am Gast, auch damit ich morgen noch am Markt bestehen kann. Wir stellen uns individuell auf den Gast ein.

Haben Sie in den letzten Jahren in wasser- und energiesparende Technik investiert? (Gebäudedämmung, LED-Beleuchtung, Spülstopp etc.) (Wenn ja, welche?)
Wir haben komplett auf LED-Beleuchtung umgerüstet und Bewegungsmelder installiert. Im Thekenraum haben wir neue Fenster und Thermostate und werden hier nun auch die Heizungsnieschen schließen. Zudem haben wir eine Wärmerückgewinnung bei den Kühlanlagen.

Haben sie an einer Umwelt und Energieberatung teilgenommen?
Ja, das war Voraussetzung bei der LED-Umstellung.

Nutzen Sie regenerative Energien?
Wir nutzen das Regenwasser und einen Brunnen.

Verwenden Sie oder ihre Lieferanten umweltfreundliche Verpackungen?
90% der Ware kommt in Mehrwergverpackungen, also in Kisten. Die Lebensmittel sind allerdings aber auch in Folie eingepackt, was aus hygienischen Gründen nicht anders möglich ist. Aber wir trennen die Abfälle sorgfältig, so können sie recycelt werden.
Gibt es konkrete Maßnahmen um Abfälle zu vermeiden oder zu reduzieren?
Bei uns wird nur wenig weggeschmissen. Gäste können das was über ist vom Buffet mitnehmen. Ein bisschen bekommen auch die Ziegen. Unsere Biotonne kommt in eine Biogasanlage von einem Beckumer Entsorger.