Ich frag nach …

In einem globalisierten Markt legen auch Lebensmittel nicht selten mehrere tausend Kilometer zurück. Die Qualitätsstandards sind in Deutschland vergleichsweise hoch und die Lebensmittel sind günstig. Ist die Herkunft der Lebensmittel wirklich wichtig?
Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss natürlich auch stimmen. Wir haben viele Lieferanten aus der Region und kennen diese häufig auch persönlich. Wir schauen uns aber auch gerne weiter um und bauen das Lieferantennetz immer weiter aus. Das macht bei dem Volumen das wir benötigen auch Sinn. Unsere Gäste fragen allerdings eher weniger nach der Herkunft der Zutaten, sondern eher nach klassischen münsterländer Gerichten. Wir haben hin und wieder Gerichte wie Töttchen und Wurst- und Leberbrot in der Bierstube auf der Karte. Gegessen werden aber dann zumeist lieber eine Münsterländer Kartoffelsuppe und Krüstchen.

Welche Bedeutung hat für Sie das Thema Regionalität?
Wir kaufen lieber Produkte aus der Region, so können wir auch, wenn mal etwas aus ist, schnell losfahren und Nachschub holen.

Hat es wirtschaftliche Vorteile auf eine regionale Produktion und Vermarktung zu setzen?
Leider ist es nicht immer am wirtschaftlichsten. Wir haben beispielsweise Verträge mit unseren Bierlieferanten, die nicht aus der Region kommen, durch die auch unsere Wassersorte festgelegt ist.

Wie viele regionale Gerichte werden angeboten und werden diese gekennzeichnet?
Unsere Karte ändert sich wöchentlich, daher ist die Kennzeichnung für uns nicht sehr praktikabel. Wir haben aber immer regionale Gerichte, passend zur Saison auf der Karte.

Woher kommen die Zutaten der regional ausgezeichneten Produkte?
Wir haben sehr viele Produkte aus der Region. Zum Beispiel gibt es bei uns den Lagerkorn der Feinbrennerei Sasse aus Schöppingen, die Eier kommen von Beitelhoff aus Wolbeck, Brot und Brötchen beziehen wir von der Bäckerei Jankord aus Münster. Die Milch und Milchprodukte kaufen wir beim Milchhof Große Kintrup ein und in der Erdbeer- und Spargelsaison arbeiten wir mit dem Hof Bäcker aus Gelmer zusammen. Das Fleisch beziehen wir, je nach dem was wir brauchen, zum Beispiel von Hinkerohe & Groneick aus Roxel und Lengers aus Laer. Der Großhandel hier vor Ort hat mittlerweile auch immer mehr Produkte aus dem Münsterland.

Kennen Sie ihre Zulieferer persönlich und kennen die Produktion?
Wir kennen einige persönlich, aber unser Küchenchef Albert Forsting kennt ziemlich alle unsere Lieferanten aus der Region und besucht diese auch regelmäßig.
Wie groß ist der Anteil regionaler Rohstoffe insgesamt bei allen Gerichten?
Schätzungsweise 60-70 Prozent. Wir bekommen hier natürlich nicht alles, wie zum Beispiel Lachs.

Gibt es wechselnde Menus um saisonale Gerichte anzubieten?
Wir wechseln immer wieder die Gerichte auf der Karte. Wir schauen danach was Saison hat und auch was von den Gästen gerne bestellt wird. Wenn wir mal etwas Neues ausprobieren und es wird nicht gut angenommen, dann schmeißen wir es wieder herunter. Fast monatlich kommen Neue Gerichte dazu und das finden unsere Gäste auch toll. Schwierig ist es für uns allerdings die benötigten Mengen aus der Region zu bekommen. Das ist nicht immer möglich.

Bieten Sie außergewöhnliche Spezialitäten aus dem Münsterland an?
Auch hier ist es nicht immer leicht an eine ausreichende Menge zu kommen. Wir haben an den Wochenenden zwischen 130 und 150 Hausgäste. Da wir etwas außerhalb der Stadt liegen, bleiben die Gäste oft zum Essen hier im Hotel. Aber wenn unser Küchenchef zwischendurch mal besondere Sorten oder Rassen angeboten bekommt, dann bietet er diese auch gerne an. Aber zwei bis drei Tage sollte es dann schon auf der Karte bleiben.
Welche Produkte können nicht regional bezogen werden und warum?
Besonders bei Fisch ist es schwierig. Wir bieten gerne auch Lachs, Seeteufel und Zander an.

Gibt es Bio und Fair Trade Produkte und wie groß ist der Anteil?
Wir haben biologisch erzeugte Marmeladen und Kaffee. Dies ist allerdings auch eine Preis-Leistungs-Frage. Unsere Gäste fragen dies nicht nach und daher wäre es sehr schwierig einen deutlich teureren Preis für die Speisen zu berechnen.
Gibt es vegetarische und vegane Angebote?
Ein vegetarisches Angebot haben wir immer. Aber auch besondere Wünsche bei Unverträglichkeiten, wie Laktoseintoleranz, Glutenunverträglichkeit) oder einer veganen Ernährung sind kein Problem für Albert Forsting und sein Küchenteam.

Haben Sie Beispiele für eine regionale Auftragsvergabe/Neuanschaffung?
Bei einem so alten Haus wie unserem, gibt es immer etwas zu reparieren. Die Arbeiten am Haus werden immer von Firmen aus Münster durchgeführt. Die Handwerker kennen uns und das Haus und wir können uns darauf verlassen, dass schnell jemand vor Ort ist, wenn mal etwas Dringendes ansteht. Auch beispielsweise unser Porzellan beziehen wir vom Händler Erich Kleine Büning aus Dülmen oder Erpenbeck aus Münster.

Gibt es aktuelle Auszeichnungen?
Ja, wir stehen in den diversen Restaurantführen wie dem Schlemmer Atlas und dem Feinschmecker. Das ist schön, aber wir legen keinen gesteigerten Wert darauf. Wir sind kein reines Restaurant sondern ein Hotel mit Restaurant. So suchen uns unsere Gäste wohl eher über andere Wege als über Restaurantführer.

Engagieren Sie oder ihre Mitarbeiter sich ehrenamtlich oder gibt es aktuelle Spenden, Projekte oder Sponsoring-Aktivitäten?
Die Anfragen häufen sich sehr, alles können wir leider nicht unterstützen. Wir stellen hin und wieder Gutscheine aus für Sportvereine wie den BSV Roxel und Wacker Mecklenbeck. Buchen Werbetafeln und geben auch Sonderkonditionen für die Weihnachtsfeiern der Vereine bei uns. Wir sind auch Teil der Top-Hotels Münster und hier unterstützen wir die Charity-Aktion „Wunschbaum“ der ISG. Hier haben im vergangenen Jahr zum Beispiel unsere Auszubildenden Plätzchen gebacken, die die Gäste dann an der Rezeption gegen eine Spende mitnehmen konnten. Es gab auch schon Spenden für die Tafel und aktuell haben wir Kissen für Flüchtlinge gespendet. Es sind einfach viele kleine Dinge die wir tun möchten, eben da wo wir eine Verbindung haben und wo etwas benötigt wird.

Arbeiten Sie mit Unternehmen aus dem Netzwerk Münsterland Qualität oder der regionalen Speisekarte zusammen?
Ja, zum Beispiel mit dem Milchhof Große Kintrup, der Feinbrennerei Sasse und dem Erdbeer- und Spargelhof Bäcker

Sind Sie Mitglied in weiteren Interessensgemeinschaft, Werbeverein usw.?
Wir sind Teil der Top-Hotels Münster und dem Netzwerk Münsterland Qualität e.V. (Münsterland-Siegel)

Wie hat sich ihr Unternehmen zu dem entwickelt, was es heute ist?
Seit 2006 betreiben wir das Haus (zuvor haben die Eltern von Torsten Miebach das Haus geführt), Thorsten Miebach ist seit 2009 dabei. Unsere Mitarbeiter sind zum großen Teil somit eher hier gewesen als wir und schon viele Jahre hier. Unser Küchenchef ist beispielsweise bereits seit 2001 im Betrieb. Wir haben ein tolles Team mit dem wir uns gemeinsam entwickeln können. Auch unsere Speisekarte entwickeln wir gemeinsam mit dem Küchenteam. Teamarbeit ist einfach das wichtigste.

Wie viele Mitarbeiter gibt es?
Aktuell haben wir 72 Mitarbeiter, davon sind aktuell 12 Auszubildende. Ausgebildet wird in den Berufen Koch/ Köchin, Hotelfachmann/ -frau und Restaurantfachmann/ -frau. Aktuell haben wir im Rahmen eines Projektes mit der Akademie Überlingen auch zwei Auszubildende die aus Spanien kommen.

Gibt es Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter?
Wenn es interessante Seminare, z.B. beim Münsterland e.V. gibt, dann können unsere Mitarbeiter daran teilnehmen. Gerne können sie auch selbst Vorschläge machen.

Gibt es Maßnahmen zum Erhalt der Mitarbeitergesundheit?
Es gibt einen Betriebsarzt. Impfungen und Arbeitsplatzkontrollen. Das ist uns schon sehr wichtig.

Werden Mitarbeiter bei Entscheidungen einbezogen oder können Vorschläge einbringen z.B. Arbeitszeitgestaltung?
Unser System funktioniert nur, wenn wir es gemeinsam machen. Eine Marschrichtung vorgeben allein ist nicht sinnvoll. Wir haben den Vorteil, dass wir ein privat geführtes Hotel sind. Wir könne auch einfach mal etwas ausprobieren und wenn es nicht funktioniert machen wir wieder etwas anderes. Wir müssen uns an keine Standards halten, wie es große Ketten müssen. Wir besprechen mit unseren Mitarbeitern ab, welche Änderungen sinnvoll sind und ob sie praktikabel sind.

Gibt es eine Regelung für flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten?
In jeder Hinsicht. Wenn zum Beispiel Mitarbeiter Eltern werden, dann schauen wir wie es passt mit den Kindergarten- oder Schulzeiten oder auch welche Tage nicht gehen. Unsere Mitarbeiter möchten wir ja nicht verlieren.
Was bedeutet Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?
Energiesparen schont die Umwelt. Das ist eine Herausforderung für uns. Das Haus ist alt und hat zum Teil noch einfachverglaste Fenster. Wir sind allerdings nicht die Eigentümer, sondern die Pächter des Hauses, daher liegt es auch nur begrenzt in unserer Hand. Die Beleuchtung wurde hauptsächlich auf LED umgestellt.

Haben sie an einer Umwelt und Energieberatung teilgenommen?
Ja, an diversen Beratungen. Hauptsächlich ging es da um die Heizungsanlage. 2010 wurde eine neue Heizung installiert.

Nutzen Sie regenerative Energien?
Nein.

Verwenden Sie oder ihre Lieferanten umweltfreundliche Verpackungen?
Wir nutzen viele Transportkisten, aber einige Produkte können wir nicht ohne Einwegverpackungen bekommen. Allerdings sind die Lebensmittel von unseren regionalen Lieferanten zumeist weniger verpackt, was auch ein großer Vorteil ist.

Verwenden Sie umweltfreundliche Reinigungsmittel?
Nein.

Gibt es konkrete Maßnahmen um Abfälle zu vermeiden?
Wir trennen natürlich Müll und entsorgen Speiseabfälle über das Unternehmen Refood. Durch eine gute Planung, fallen allerdings auch nur wenige Speiseabfälle an. Hier muss man besonders bei Tagungen und Veranstaltungen mit Buffet schauen, dass man dann etwas nach macht, wenn es aus geht und nicht große Massen auftischt, die dann nicht verspeist werden.