Vriesen-Hof

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Sieben, vielleicht acht Meter hoch ragen die Dachgiebel der Hühnerställe auf dem Vriesen-Hof. Die Tore aus grünen Sandwichpanelen sind nur ein wenig niedriger. Kaum ein Laut ist zu hören. Kein Tier zu sehen. Doch der Eindruck trügt. Man muss nur weiter über den Hof gehen. Dort ist die Packstelle mit den Büroräumen von Annegret und Dietrich Vriesen, den Hofbesitzern. Wer an diese Tür klopft, dem wird auch die Tür zum Hühnerstall geöffnet. „Wir zeigen gerne wie wir arbeiten “, sagt Annegret Vriesen. „Unsere Besucher sollen sehen und sich davon überzeugen, dass sich unsere Hühner wohl fühlen.“
Rund 120.000 Hühner leben in vier Häusern auf dem Vriesen-Hof in Bocholt-Suderwick, im Westmünsterland, nahe der niederländischen Grenze. „Wir erzeugen regional qualitativ hochwertige Eier“, sagt Annegret Vriesen. „Deshalb tragen wir die allerhöchste Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlergehen der Verbraucher sowie unserer Mitarbeiter. Höchster Qualitätsstandard ist für uns selbstverständlich.“
Die Familie führt den Hof in vierter Generation. Ihre Hennen legen jede Woche rund 700.000 Eier in Bodenhaltung. Um alle Kunden bedienen zu können, arbeitet der Vriesen-Hof zusätzlich mit seinen Kooperationspartnern und den Höfen der Regionalinitative mein-ei.nrw zusammen, die sich an den vom Vriesen-Hof gestellten Werten binden müssen. So kann der Vriesen-Hof Eier aller Haltungsformen bedienen. „Damit sind wir klein, aber gut am Markt“, erklärt die Chefin.

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Gemeinsam laufen wir über den Hof zum Haus 4. Als Dietrich Vriesen die Tür öffnet, ist lautes Gegacker zu hören. Dabei stehen wir erst im Technikraum. Hier wird die komplette Versorgung der Hühner gesteuert, kontrolliert und abgespeichert – von der Lüftung über die Fütterungszeiten und die Wasserversorgung. Gibt es eine Störung, löst sofort ein Alarm aus. Rund 120 Gramm Futter frisst ein Huhn am Tag. Etwa 200 Milliliter Wasser trinkt es.

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Als wir in den Stall eintreten, kommen die Hühner sofort auf uns zu. „Unsere Hühner sind sehr neugierig“, sagt Annegret Vriesen. „Deshalb haben wir sie in kleinere Gruppen unterteilt und ihre Räume abgetrennt. Wir wollen nicht, dass sie sich vor lauter Neugierde erdrücken, wenn jemand den Stall betritt.“ Für jede Gruppe ist ein Mitarbeiter zuständig. Er kommt jeden Tag, schaut sich die Hühner an, pflegt und hegt die Herde und sorgt für Sauberkeit und Hygiene. Ein Geflügelberater ist einmal die Woche zu Besuch, der Tierarzt einmal im Monat. „Wir selbst schauen natürlich auch täglich, ob es unseren ‚Mitarbeiterinnen‘ gut geht“, sagt die Chefin.ps3b2332
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Vor lauter neugierigen Hühnern ist der Boden kaum zu sehen. Als Dietrich Vriesen die Tür öffnet und wir eintreten, flattern alle auseinander und setzen sich rechts und links auf die Sitzstangen. Besonders eng haben es die Hühner also nicht. Nach und nach kommen die Tiere wieder hinunter, picken an unseren Schuhen, am Pickstein, der am Boden in einer Schale liegt, oder am hängenden großen Kalksandstein. Ihre Schnäbel sind nicht gekürzt, dafür sind die Picksteine da. Seit Ende 2015 nimmt der Vriesen-Hof am Pilotprojekt Schnabel NRW, begleitet von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, teil. NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel fördert das Tierwohl-Projekt, zu dem ein sogenanntes Fitnesskonzept gehört. Die Hühner erhalten eine ausgewogenere Ernährung mit einem höheren Rohfaseranteil, wodurch sie zu einer höheren Futteraufnahme animiert werden. Das wiederum steigert und verbessert den Stoffwechsel und die Darmaktivität. Die Hühner sind aktiv, stabil, sehen gut aus und fühlen sich wohl. „Es funktioniert“, sagt Dietrich Vriesen.

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Immer wieder fliegen die Hühner von rechts nach links und von oben nach unten. Weiter hinten nehmen die Hühner ein Sandbad, plustern ihre Federn auf und pudern sich ein. Das machen die Tiere, um ihr Gefieder zu pflegen. Bis auf ein paar Federn ist die Einstreu sauber. Kot liegt nirgendwo. „Hühner koten fast nur dort, wo sie fressen und trinken – und das tun sie ausschließlich in den Volieren“, erklärt Annegret Vriesen. Der Kot fällt sofort auf ein Transportband und wird durch Stallluft, die ständig darüber geblasen wird, getrocknet. Zweimal die Woche holt eine Firma den Kot ab und verarbeitet ihn zu Dünger oder versorgt damit die Biogas-Anlagen.

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Die Eier kullern, sobald sie gelegt werden, aus dem Legenest auf ein Transportband hoch oben in der Voliere des Stalles. Jeden Morgen laufen über das Band die Eier in die Sortier- und Verpackungsanlage. Dort sucht ein Mitarbeiter zuerst die beschädigten Eier heraus, dann stapelt eine Maschine die Eier auf Paletten und druckt den Erzeugercode auf. Per Gabelstapler bringt ein weiterer Mitarbeiter die Paletten zur Sortieranlage. Hier scannt ein Sensor die Eier auf äußeren Schmutz. Kleine Mikrophone prüfen sie durch Schallwellen auf kleinste Haarrisse, die mit bloßen Augen nicht zu erkennen sind. Zuletzt werden die Eier auch noch auf Blutstippen durchleuchtet.

Wenn alle fehlerhaften Eier aussortiert sind, werden sie gewogen und anhand der Gewichtsklassen S bis XL über entsprechende Transportbänder ihren Gewichtsklassen zugewiesen. Hier werden sie mit modernster Technik, sogenannten Greifern, vorsichtig in die Schachteln verpackt. Ein Metallarm schließt die Schachteln, dann drückt das Etikettiergerät den Aufkleber mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum und verschiedenen gesetzlichen Angaben drauf. Fertig.

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Doch was es wirklich bedeutet, einen Hühnerhof zu betreiben, erfährt das Ehepaar täglich aufs Neue. „Wer mit Tieren arbeitet, steht immer im Fokus der Öffentlichkeit. Wir zeigen aber gerne, wie die heutige Tierhaltung funktioniert und dass es unseren Tieren gut geht“, sagt Annegret Vriesen. „Eier sind unsere Leidenschaft und deshalb setzen wir auf Regionalität. Immer mehr Menschen wollen wissen, woher unsere Lebensmittel kommen und wie sie erzeugt werden. Gerade bei Eiern ist den Verbrauchern die Regionalität wichtig, da wir in NRW bei unter 30 Prozent Selbstversorgung liegen“, fügt Dietrich Vriesen hinzu. Dazu komme die ständige Unsicherheit. Geflügelpest. Dioxin. Starker Preisverfall. Gesetzesänderungen. „Das alles können wir nicht beeinflussen.“
Regionalität und das Wissen um die Herkunft der Eier ist für die Vriesens deshalb ein kaum zu unterschätzender Vorteil. So stammen sämtliche Hühner von einem Aufzuchtbetrieb in Ostbevern, das Futter aus einer Mühle in Schöppingen und das Wasser aus dem hofeigenen Brunnen. Diesen Weg will auch Alexander Vriesen fortsetzen. Der mittlere von drei Söhnen hat sich entschieden, den Hof später einmal zu übernehmen.
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Weitere Eindrück:

Dietrich Vriesen GmbH & Co.KG
Großhandel mit Eiern
Karrenweg 11
46399 Bocholt-Suderwick

Tel.: +49 28 74 795
Fax.: +49 28 74 14 55

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